Leicht verdient oder teuer bezahlt? |
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Verlockend klingende Inserate
"Heimarbeit -
verdienen Sie bis zu 1.000 Euro nebenbei." Oder: "Superverdienst –
leichte Tätigkeit." Solche Annoncen findet man täglich in den
Stellenanzeigen von Zeitungen. Oft verdient man aber kein Geld, sondern
legt noch drauf. Volker Häussler wollte nur ein paar Euro nebenbei
verdienen. Die Anzeige hörte sich gut an: Er sollte Werbung an sein
Auto kleben und dafür bis zu 300 Euro im Monat bekommen...
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Die
Firma Mobilecar wollte ihm die Werbepartner vermitteln. Sie bot Volker
Häussler an, sein Auto ins Internet zu stellen. Dafür hat er 79,50 Euro
bezahlt.
"Und da hat man mir versprochen, spätestens nach sechs
bis acht Wochen quillt mein Briefkasten vor Angeboten über. Und das ist
jetzt schon einige Zeit her, aber passiert ist überhaupt nichts."
Keiner
wollte auf Häusslers Wagen Werbung machen. Und so geht es vielen Kunden
der Firma Mobilecar. In der Verbraucherberatung ist das Unternehmen
schon bekannt. Aber gegen die Verträge der Firma sei nichts zu machen.
Verträge genau unter die Lupe nehmen
Wer unterschrieben hat, hat kein Widerrufsrecht, sagt Verbraucherberaterin Eva Raabe. Sie rät deshalb:
"Das
Wichtigste ist erst einmal, dass man die Verträge ganz genau
durchliest. Im Fall mit der Autowerbung wird in den Vertragsunterlagen
nie festgelegt, dass tatsächlich Werbung auch geschaltet werden könnte
und es wird vor allem auch nie schriftlich zugesichert, welche
Erfolgsaussichten tatsächlich bestehen. Also es wird alles relativ vage
gehalten."
Zum Thema Nebenjobs hat die Verbraucherzentrale drei
kostenlose Infoblätter herausgegeben. Da steht drin, worauf man achten
sollte bei der Jobsuche. Vorsicht ist eigentlich immer geboten, wenn
das große Geld versprochen wird.
Dubiose Methoden
Ebenfalls
bedenklich: Wenn nur eine 0190- oder 0900-Telefonnummer angegeben ist.
Da steckt oft gar nichts dahinter, es wird nur über die teuren Anrufen
abkassiert.
Eine weitere Masche: Für die Vermittlung einen Jobs soll
ein Zeitungsabo abgeschlossen werden. Eva Raabe: "In solchen Fällen
sollte man immer ganz schnell hellhörig werden. Wenn ein Vertrag
dadurch finanziert werden soll, dass ein weiterer Vertrag geschlossen
wird, das kann eigentlich nicht funktionieren."
Finger weg auch von
Anzeigen, bei denen die Firma nicht genannt ist oder nur eine
Postfachadresse besteht. Das sind fast immer Scheinfirmen.
Vorsicht bei Warenproben
Alle
Tipps gelten übrigens nicht nur für die klassische Zeitungsanzeige,
sondern auch für die im Internet. Auch dort wird jede Menge Schindluder
mit angeblichen Nebenjobs getrieben. Ein beliebter Trick: das
angebliche Warenproben-Testen. Die Anbieter versprechen jeden Monat
Ware im Wert von 200 bis 300 Euro zu schicken. Der Tester soll dann
Bögen ausfüllen, auf denen er beschreibt, was er von den Produkten
hält. Er darf die Ware behalten und bezahlt dafür 20 bis 30 Euro.
Eva
Raabe: "Zunächst geht man davon aus, dass sich das rechnet: Ich bekomme
Ware im Wert von 200 Euro und brauche nur 20 zu zahlen. Tatsächlich ist
es so, dass minderwertige Produkte geschickt werden, und zwar in ganz
geringem Umfang und mit einem tatsächlichen Wert von zwei, drei Euro.
Und irgendwann schläft das ohnehin ein. Das einzige was übrigbleibt:
Man muss über einen Zeitraum von 24 Monaten diese 20 Euro zahlen."
Wenn
man nicht weiterzahlt, üben die Firmen oft großen Druck aus. Viele
überweisen deshalb weiterhin jeden Monat das Geld. Das ist aber nicht
unbedingt notwendig. Denn wenn der Vertrag übers Internet zustande kam
und Sie nicht ausdrücklich auf Ihr Widerrufsrecht hingewiesen worden
sind, ist der Vertrag unwirksam.
Wer unsicher ist, ob und wie er aus
einem Vertrag herauskommt: Hilfe bieten die Verbraucherzentralen.
Besser ist es natürlich, erst gar nicht so einen Vertrag abzuschließen.
Fazit:
Bei Nebenjobs mit großen Versprechungen immer misstrauisch sein. Und
vor allem nie irgendwelche Vorauszahlungen machen. Volker Häussler hat
das schmerzhaft gelernt. Er wartet inzwischen seit fast einem Jahr
darauf, dass jemand auf seinem Auto Werbung machen will.
Autor: Vera Rietschel |
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